Freitag, 21. März 2014

Donnerstag, 06.03.2014 - Los geht's!

Der erste Tag der Reise beginnt schon in den Morgenstunden mit der Anreise zum Frankfurter Flughafen. Um 8 Uhr morgens sind wir schon über den Wolken und haben die ersten Hürden genommen, wie zum Beispiel die Sicherheitskontrolle, bei der die Bibel in Regines Handgepäck genauestens auf Sprengstoff untersucht wurde. Wir sind nicht lange in der Höhe, denn in Paris wechseln wir die Maschine und steigen in eine größere um, die uns dann direkt nach Douala bringen wird.

Nach einem langen Flug landen wir in Kamerun - und mitten in einer schwülen Hitze. Zum Glück hatte uns die Reiseleitung schon darauf vorbereitet, sonst hätte der Klimawechsel uns ganz schön überrumpelt... Die Passkontrolle dauert etwas, verläuft aber ohne Probleme. Dank einer Extrazahlung wird unser Gepäck nicht kontrolliert und wir sind schnell draußen, wo uns Father Paul Willkommen heißt. Er ist der Jugendpfarrer in der Diözese Kumbo und wird uns die ganze Zeit begleiten.

Unser angemieteter Kleinbus ist auch schon da. Das Gepäck wird zügig auf dem Dach verladen und wir steigen ein. Der Bus ist voll, kein Platz ist mehr frei, zumindest nach deutschem Empfinden. Auf dem Fahrzeug steht allerdings, dass es für 19 Fahrgäste gedacht ist. Nach kurzer Fahrt kommen wir an der Kathedrale von Kumbo an. Direkt daneben liegt das Gästehaus, in dem wir unsere erste kamerunische Nacht verbringen werden. Jeder hat ein eigenes Zimmer mit Bad, Klimaanlage und Moskitonetz über dem Bett.

Doch bevor es schlafen geht, sind wir noch bei Mr. Francis zum Abendessen eingeladen. Er ist Fr. Pauls Schwager. Wir werden als Freunde willkommen geheißen, mit Getränken versorgt und sitzen wartend auf das Essen im "Wohnzimmer" zusammen. Es ist kein besonders großer Raum. Rundherum sind Sessel und Sofas an die Wände geschoben; in einer Ecke steht der Tisch, auf dem bald die Speisen aufgebaut werden, der Fernseher ist oben an der Wand aufgehängt und läuft die ganze Zeit. Der große Ventilator macht die stehende Hitze etwas erträglicher.

Mr. Francis Sohn ist Koch und der Reis, gegrilltes Hähnchen, Kartoffelsalat und die Gemüsesoße schmecken echt lecker! Zum Nachtisch gibt es noch frisches Obst. Wir sitzen bis halb zehn zusammen, dann geht es in nur 10 Minuten zurück zur Unterkunft. Die Stadt schläft schon fast; es gibt fast keinen Verkehr mehr.

Der erste Tag neigt sich dem Ende. Fehlen nur noch die Moskitojagd in den Zimmern, das zum Laufen Bringen der Klimaanlagen und eine wunderbar erfrischende "Dusche" mit kaltem Wasser. Letzteres war mein persönliches Highlight des Tages. Es tat so gut, das kalte Wasser mit den Händen aus dem bereitgestellten Eimer zu schöpfen. Planschen mit kaltem Wasser und dabei nicht frieren - eine so primitive Sache und doch so viel Sommer-Urlaubs-Freude!

Freitag, 07.03.2014 - Wikijung

Willkommen in Kamerun! Das sagt uns nun auch die Morgensonne. Es ist halb acht und wir warten schon wieder mit gepackten Taschen an der Kathedrale auf unseren Bus, der uns nach Kumbo und damit weiter ins Innenland bringen wird. In der Kathedrale ist gerade eine Messe zu Ende...
Mit Augenbinde und Ohrstöpseln hatte ich eine wunderbar erholsame Nacht und habe die Kinderstimmen vor dem Zimmer erst spät wahrgenommen. Denn neben dem Gästehaus war schon sehr viel Leben, als wir unter den Moskitonetzen hervor krochen. Dort liegt die Saint-Jean-Bosco-Schule und wie an jedem Morgen hatten sich auch heute alle Schüler zum Appell vor dem Gebäude versammelt, auch die ganz kleinen Dreijährigen. In Kamerun gibt es nämlich keinen Kindergarten, sondern die "nursery school", in der alle Kinder an Schulbänken sitzen, rechnen, schreiben und andere Dinge lernen.

Als unser Busfahrer Ivo samt Bus da war, wurde unser Gepäck wieder auf dem Dach verstaut und wir fuhren zu Mr. Francis, der uns schon zum Frühstück erwartete: mit weißen Brötchen, Pfannkuchen, Omelett, Obst und Kaffee. Alle nutzten nochmal die saubere Toilette, bevor wir zur langen Fahrt nach Kumbo aufbrachen. Auch Julia, die sich unglücklicher Weise auf dem stillen Örtchen eingeschlossen hatte, haben wir befreit und mitgenommen :)

Die erste Wegstrecke führt vorbei an unzähligen, unterschiedlichen Verkaufsständen. Erst sind es Polstermöbel, die am Straßenrand stehen, dann Matratzen und Bettgestelle, dann kommen die unbearbeiteten Bretter. Nach einiger Zeit hören die Verkaufsflächen auf und wir passieren die ersten Palmplantagen, dazwischen Häuser aus Stein oder Holz. Die Landschaft ist viel grüner als ich dachte!

Unterwegs fallen ein paar Unterschiede zum deutschen Straßenverkehr auf: Es gibt viel, viel mehr Motorräder als in Deutschland; zum Überholen setzt man selten den Blinker, dafür wird aber auf jeden Fall mindestens zweimal kurz gehupt. Unterwegs gibt es immer wieder Polizeistationen mit Fahrzeugkontrollen, einmal müssen wir alle Pässe vorzeigen. Ab und zu halten wir auch an Mautstationen. Die Stationen sind keineswegs so modern wie in Deutschland. Die Straße wird einfach durch ein dickes Seil gesperrt. Für ungehorsame Fahrer liegt immer ein Nagelbrett griffbereit...

Unseren Mittagsstopp machen wir unterwegs bei einem Cousin von Fr. Paul in Bafang. Wir sitzen gemütlich zusammen im überdachten Straßenverkauf - und im Rauch der Feuerstellen, auf denen Kochbananen  und Fleisch gegrillt wird. Nicht viel später geht die Fahrt weiter, denn wir haben bisher ja noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Die Straße ist in gutem Zustand, es kommen nur immer wieder Kurven oder langsamere Fahrzeuge vor uns, so dass wir abbremsen müssen. Es geht stetig bergauf - da muss Ivo, unser Fahrer, auch schon mal einen Gang zurückschalten, damit wir hochkommen!

Wir verlassen die geteerte Straße kurz vor Bafoussam, um eine Abkürzung zu nehmen. Jetzt heißt es, schnell alle Fenster schließen, denn beim Befahren der Straße entsteht ein furchtbarer Staub. Auch diese Straße ist in gutem Zusatnd. Überhaupt keine Schlaglöcher - sie muss ganz neu planiert worden sein. Leider nicht besonders breit, so dass wir einen riesen Schrecken bekommen, als plötzlich mit einem Affenzahn ein Truck uns entgegenkommt. Schneller als wir schauen konnten, war er vorbei - alles ging gut. Kein Zusammenstoß! Nicht viel später wird uns schon wieder flau im Magen. Die Brücke über einen Bach ist gesperrt und es gibt wenige Meter nebenan ein Provisorium, gerade breit genug für unseren kleinen Bus - wie ist bloß der Truck drüber gekommen?

Weiter geht es auf der steinigen Straße. Keine Ahnung, wie lange noch. Zeit spielt irgendwie eine untergeordnete Rolle. Es wird so lange dauern, bis wir eben ankommen. Die Idee, mal frische Luft in den stickigen, 35° warmen Bus zu lassen, war sehr schlecht. Alle husteten und keuchten, denn der Staub in den Augen und Atemwegen ist um einiges unangenehmer als die stehende Luft. Wieder eine Polizeikontrolle - diesmal war der Stopp und das Öffnen der Fenster erholsam!

Wir fahren durch viele Dörfer und die kleine Stadt Jakiri. Überall sind Menschen vor den Häusern. Das Leben spielt sich draußen ab. In den Ortschaften gehen Kolonnen von einheitlich gekleideten Schülern entlang- auf dem Weg nach Hause. Schulbus haben wir noch keinen gesehen.
Bei diesen abgelegenen Ortschaften kann ich verstehen, dass sie ihr Eigenleben führen, eine eigene Sprache sprechen und sich nicht mit dem offiziellen Regierungssystem identifizieren können.

Kaum zu glauben: wir fahren wieder auf geteerter Straße! Sie ist nagelneu; die Baumaschinen stehen noch am Straßenrand. So langsam ist Ende in Sicht. Maximilian, der ja ein Jahr in Kumbo gelebt hat, meint plötzlich: "Jetzt sind wir da!". Es fühlt sich nicht danach an, denn die Straße ist nun wieder unbefestigt und zerfurcht von trockenen Wasserrinnen. Wir kommen nur langsam voran und fahren im Zickzack, immer diagonal zum Verlauf der Rinnen. Endlich sehen wir die Kathedrale, die majestätisch oben auf dem Berg liegt. Wir kreuzen den Squares, die Mitte der Stadt Kumbo, dann machen wir einen kurzen Stopp an der Kathedrale, der auch länger hätte ausfallen können, hätten wir nicht so einen fähigen Busfahrer. Denn der Wagen von Fr. Paul wollte nicht anspringen. Ivo hantiert kurz unter der Motorhaube und der Wagen läuft.

Das letzte Stück war irgendwie das schlimmste, zumindest ist da die Straße in einem wirklich schlechten Zustand. Da es inzwischen dunkel war, sah man richtig die dunklen Löcher bzw. Gräben, die vom Scheinwerferlicht njcht ausgeleuchtet wurden. Durch manche rollten wir ganz vorsichtig, um nicht aufzusitzen bzw. den Boden aufzureißen, wenn wir doch an manchen Stellen kurz aufsaßen.

Endlich sind wir da, wirklich da! Während unsere Gastgeber unser Gepäck abladen, bekommen wir schon die Zimmer gezeigt. Jeder hat ein eigenes mit Toilette und Dusche - echt super! Auch das Abendessen war richtig gut! Kartoffeln, Spaghetti, Kohlgemüse, kräftige Gemüsebrühe, gebratener Fisch, als Nachtisch Bananen. Nach einer kurzen Abschlussrunde beenden wir den langen Tag mit dem Partnerschaftsgebet.

Samstag, 8.3.2014 - Erst einmal die Lage checken!

Nach unserer ersten Nacht in Kumbo auf den Schaumstoff-Matratzen in unseren einfachen, aber schönen Zimmern und nach der erfrischenden, kalten Dusche, gibt's das erste Frühstück im Pastoral-Center: Toast, Kochbananen, Honig, Nussnugatcreme, Pancakes. Mit neuer Energie starten wir einen Spaziergang in das Stadtzentrum von Kumbo. Dorthin gelangen wir über einen holperigen Weg aus roter afrikanischer Erde, bergab und drum herum Palmen, Gräser und Bäume. Trotz Trockenzeit ist alles recht grün und man hat während des Spaziergangs einen schönen, weiten Blick über Kumbo.


Angekommen im Zentrum hat man verschiedene Möglichkeiten: Eines der vielen gelben Taxen zu benutzen, in einer hölzernen "Phone-Box" zu telefonieren oder in einem der vorgefundenen, kleinen Einkaufshütten Dinge einzukaufen: Gemüse, Nüsse, Obst, Hühner, Seife, Getränke, Fahrzeugreifen, gegrilltes Fleisch am Spieß, Zuckerrohr, Palmwein,... Wir entscheiden uns erst einmal dazu, unser Geld in Franc einzutauschen und dann gemültlich durch die zwei, drei Gassen zu schländern. Im book&souvenir-Shop neben der Cathedral finden wir bunte Rosenkränze, leuchtende Kruzifixe und manch andere glitzernde Jesus-Figur. Unsere Begleiterin an diesem Tag war Jukeria, auch "Juke" genannt, die mit uns nach der kleinen Erkundungstour ein kühles, süßes "Top"-Getränk schlürft.


Dann werden wir von unsererm Fahrer Felix abgeholt und sind pünktlich zum Mittagessen wieder in unserer Unterkunft. Viele Töpfe in unterschiedlichen Größen und Farben stehen wieder auf dem Tisch - Deckel ab! Und!? Es gibt cabbage (Kraut), jam (Wurzelgemüse), Reis, Tomatensoße, Fleisch und zum Nachtisch eine frische, süße Ananas. Achja, und vor dem Essen werden die Hände unter einen Kanister mit warmen Wasser gehalten und mit ein bisschen Seife gewaschen und abgetrocknet. Wenn alle am Tisch sitzen wird gebetet.


Am ersten Tag nach so einer langen Reise muss eine Mittagspause sein. Am besten in der Sonne mit Ausblick auf Kumbo. Urlaubs- und Entspannungsgefühle, endlich angekommen zu sein, machen sich breit. Für die meisten ist es das erste Mal Sonnenbaden in diesem Jahr und sogar die ersten afrikanischen Sonnenstrahlen überhaupt.

Am Nachmittag unternehmen wir einen kurzen Trip mit unserem kleinen Bus zum Franz-Kamphaus-Haus und besuchen dann das Krankenhaus und das Waisenhaus. Im Krankenhaus herrscht eine angenehme, positive Atmosphäre. Im Waisenhaus dagegen ist es alles andere als ruhig. Die Kinder kommen uns schon entgegen gelaufen, als wir durch das Tor den Flur betreten. Kleinkinder, die keine oder teilweise nur noch einen Elternteil haben und dort von Schwestern und einer Freiwilligen betreut werden. In zwei Zimmern befinden sich die kleinen Betten der Kinder und ein großes Bett für eine Schwester, die mit den Kindern dort übernachtet. Zwischendrin kleine Spielflächen, gerannt und getobt wird aber im Flur der Einrichtung.

Lara, eine Freiwillige des Bistums Limburg, die ihren Dienst derzeit im Waisenhaus leistet, erzählt uns und bedauert, dass sich die Kinder nur innerhalb des Waisenhaus aufhalten dürfen und das Gelände nie verlassen wird. Manches Kind wird uns Besuchern gleich in die Arme gegeben und bei dem ein oder anderen Kind ist das Verlangen nach körperlicher Nähe spürbar. Die Schwestern singen uns zusammen mit den Kindern ein Lied und wir bedanken uns mit Süßigkeiten.



Wieder angekommen in unserer Unterkunft gibt es Abendessen. Dieses Mal freuen wir uns über Nudeln, gegrillten Fisch, Tomatensoße, Kochbananen und Papaya. Nach dem Abendessen lassen wir den Tag bei einem Guiness oder einer Top-Limo im hauseigenen "Pub" des Pastoral-Centers (ein einfacher Raum mit einem Tisch und zwei Bänken und einer kleinen Theke) ausklingen und tauschen unsere Eindrücke gemeinsam mit unserem Gast-Jugendpfarrer Father Paul aus.  

Sonntag, 9. März. 2014 – Ein Tag voller tanzen und kraxeln.


Der heutige Tag begann mit einem sehr gehaltvollen Frühstück: Pommes. Die Frauen in der Küche müssen wohl eine ungefähre Vorstellung von unserer Tagesplanung gehabt haben. Auf dem Programm standen Jugendgottesdienst in der Kathedrale von Kumbo und eine Wanderung.

Nach der buckeligen Fahrt vom Pastoral Center runter in die Stadt wurden wir schon von vielen lachenden Gesichtern in Empfang genommen. Nach vielen geschüttelten Händen ging es dann los: unser erster Gottesdienst in Kamerun. Gottesdienst ist hier etwas völlig anderes als in Deutschland. Die Kollekte wird nicht einfach nur in ihr Körbchen geworden, nein, sie wird in ihr Körbchen getanzt. Überhaupt ist die Messe viel lebendiger, farbenfroher und fröhlicher als wir es aus unserer Heimat gewohnt sind. In Kamerun ist es ein richtiges Fest. Es wird getanzt, ein Jugendchor singt und die Kathedrale ist bis zum letzten Platz gefüllt. Im Zeichen der Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern nahmen auch wir aktiv an der Gestaltung des Gottesdienstes teil. Julia hat Fürbitten gelesen und Regine aus ihrer gefährlichen Bibel (sie wurde am Frankfurter Flughafen auf Sprengstoff untersucht) die Lesung dieses besonderen Sonntages. Nach Ende des Gottesdienstes machten wir dann unzählige Fotos mit den vielen Menschen, die uns vor dem Beginn so herzlich in Empfang genommen hatten.
Uns blieb noch ein wenig Zeit bis wir zum Mittagessen wieder hoch ins Pastoral Center mussten, also schauten wir uns den Markt von Kumbo an und weil wir danach immer noch Zeit hatten zeigte uns Maximilian eine seiner liebsten Palmwein Bars. Palmwein ist ziemlich ähnlich zu Federweißer, jedoch weniger süß.

Nach dem Mittagessen, es gab endlich Fufu und Jama Jama (ein traditionelles Gericht), ging es dann los zu unserer Wanderung. Es fing alles ganz harmlos an. Ein bisschen Feldweg, ein bisschen den Berg runter, ein bisschen an einem Bach entlang...aber dann ging es richtig los, die gesamte Vertretung des bdkj (Katharina, Mareike und Joachim) legte es, einen nach dem anderen, bei spektakulären Stürzen danieder. Joachim brauchte sogar einen kleinen Verband und ein Pflaster. Auf unserem Weg durch die Natur kamen wir an traumhaften Orten wie einer Höhle oder einem Wasserfall vorbei.





Nach dem „Abenteuer durch die Wildnis“ stand dann nur noch Entspannung auf dem Programm und wir haben den Tag in aller Ruhe Revue passieren lassen. (Text: Hannah Brunner)

Montag, 10.03.2014 in Kamerun - Fakten, Fakten und wieder Fakten - SAC, Family Life, Justice and Peace usw...

Heute ist Montag und der fünfte Tag unserer Reise, auch wenn es sich so anfühlt als ob wir gerade erst angekommen wären. Unser Proramm ist ziemlich voll:

Stopp 1: Saint Augustine's College
Stopp 2: Family Life Commission
Stopp 3: Justice and Peace Commission
Stopp 4: Markt in Tobin
Stopp 5: Besuch des Bürgermeisters im Kumbo Council
Stopp 6: Besuch Father Rolands im Pfarrhaus in Tobin
Stopp 7: Einladung zum Interview bei Radio Evangelium

Als ich mich morgens bereit erkläre den Blogeintrag für den heutigen Tag zu schreiben, weiß ich allerdings noch nicht was alles auf mich zukommt. Zumindest rechne ich nicht mit der Fülle an Informationen. Aber fangen wir mal langsam mit Stopp 1 an.


Stopp 1: Saint Augustine's College


Nach einem - wie immer guten - Frühstück laufen wir vom Pastoral Centre zum Saint Augustine's College, das abgekürzt auch einfach SAC genannt wird und nur ein paar hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt ist. Hier werden wir schon von Father Paul und mehreren Lehrern der Schule erwartet, die uns - ebenfalls wie immer - sehr herzlich und freudig empfangen. Der Plan sieht wie folgt aus: Aufteilung in drei Gruppen - Führung über das Schulgelände - Fragerunde im Lehrerzimmer. Ich bilde mit Julia, Annika und Father Joachim eine Gruppe. Unser Führer, dessen Namen ich leider vergessen habe, ist sehr nett und engagiert. Er ist Physiklehrer am SAC und nennt uns zunächst einige Zahlen.

Das College ist ein Internat auf dem zur Zeit ca. 650Schüler leben und lernen. Das ist natürlich nicht umsonst, sondern kostet die Eltern 250.000 France im Schuljahr - umgerechnet knapp 400 Euro. Bei durchschnittlichem Gehalt müsste ein Kameruner sechs Monate arbeiten gehen um diesen Betrag zu verdienen. Wenn man sich nun überlegt, dass die meisten Familien mehrere Kinder haben und ja auch selbst von irgendetwas leben müssen, kommt man schnell zu dem Schluss, dass es sich beim SAC um ein Elite-Internat handelt. Auch die Regeln sind dementsprechend streng. Verlassen des Schulgeländes nur mit Erlaubnis. Absolutes Handyverbot. Messe um 06:30Uhr. Jeden Morgen Assembly auf dem Versammlungsplatz um 07:30Uhr. 

Die Unterrichtsverhältnisse sind natürlich besser als an jeder öffentlichen Schule. Die Klassen sind nicht so überfüllt, aber mit 50 bis 60 Schülern noch immer größer als in Deutschland (in den öffentlichen Schulen müssen sich bisweilen 100 oder mehr Schüler Raum und Lehrer teilen). Es gibt eine Bücherei, einen Computerraum, große Sportplätze, einen Laden, in dem Materialien wie Hefte und Stifte gekauft werden können, einen Biologieraum mit entsprechender Ausstattung, einen Hauswirtschaftsraum usw. Das SAC ist also sehr gut ausgestattet. Die Schüler können hier einen Abschluss erwerben, der mit unserem Abitur vergleichbar ist und sie zum Studium an einer Universität berechtigt. 


Der Unterricht läuft natürlich ganz anders als in Deutschland. Der Lehrer diktiert, die Schüler schreiben. Wann immer wir einen Klassenraum betreten, stehen die Kinder auf und begrüßen den Lehrer mit "Good morning, Sir!". Wie auch immer man zu Frontalunterricht stehen mag, der Respekt der Schüler gegenüber den Lehrkräften ist bemerkenswert. Dieser kommt wahrscheinlich nicht gewaltlos zustande. Raquel, die aus meiner Gemeinde St. Josef Bornheim ist und im Moment ein Jahr als Freiwillige in Kumbo verbringt, hat auch eine zeitlang in einer Nursery School gearbeitet und mir berichtet, dass dort die jüngeren Kinder auch noch mit Schlägen bestraft werden. Trotz allem - ich arbeite als Betreuerin in einer Ganztagsschule und wir haben tagtäglich mit dem mangelnden Respekt unserer Grundschulkinder zu kämpfen...

Wir besuchen auch mehrere Klassen, stellen uns vor und machen Fotos. Manche Schüler stellen auch Fragen. Sie wollen zum Beispiel wissen wie lange es dauert von Deutschland nach Kumbo zu reisen. Manche Schüler sprechen uns auch mit "Guten Morgen" an und sind sehr stolz, dass sie diese Worte kennen. Eine andere Gruppe erlebt eine Überraschung als sie in einer Klasse auf den 16Jahre alten Vershi trifft. Er ist in Deutschland geboren, hat bis zu seinem 15ten Lebensjahr in Berlin gelebt und ist dann von seinen Eltern in sein Heimatland Kamerun geschickt worden. Hier wird er seinen Abschluss machen und dann für das Studium zurück nach Deutschland kommen. Die dritte Gruppe muss vor einer Klasse die deutsche Nationalhymne singen.


Alles in allem ist das SAC ziemlich beeindruckend. Es ist groß, ordentlich und einfach schön. Die Schüler zünden bei jedem Gottesdienst die Partnerschaftskerze mit dem Schriftzug "Walking together in Christ" an. Sie geben uns viele Briefe für ihre Partnerschule St. Ursula mit. Wir versprechen diese Briefe dorthin zu bringen und nehmen uns vor, die Partnerschaft zwischen den Schulen wieder zu beleben.

Zum Abschluss gibt es noch ein kurzes Gespräch mit dem Schulleiter Father Polycarp, der nach Aussagen von Raquel und Lara sehr streng sein soll, und natürlich ein gemeinsames Abschlussfoto. 

Dann geht es direkt weiter auf die andere Seite des Bishop's Hill zum Family Life Office.


Stopp 2: Family Life Commission

Auch hier werden wir wieder sehr herzlich empfangen. Wir lernen Theresia kennen, die Family Life vor 32Jahren zusammen mit ihrem Mann Ephraim zunächst als ehrenamtliche Organisation gegründet hatte. Nach zehn Jahren fruchtbarer und konstruktiver Arbeit hatte der Bischof Family Life dann als offizielle Commission des Bistums Kumbo eingerichtet. Ephraim selbst ist leider nicht da, da er bereits in Rente ist und zur Zeit im Urlaub.

Im Versammlungsraum erläutern die Mitarbeiter uns nach einer kurzen Vorstellungsrunde ihre verschiedenen Aufgabenbereiche und Projekte. Grundlegend für ihre Arbeit ist dabei immer die selbe Methodik. Auf Diözesan Ebene werden von Family Life immer wieder Personen in bestimmten Themen trainiert und ausgebildet, die dann gewissermaßen als Spezialisten und Multiplikatoren in ihre Heimatgemeinden zurückkehren und dort wiederrum verschiedene Personen aus den Small Christian Communities trainieren und weiterbilden. Die SCC's bilden die kleinste Einheit der Kirche in Kumbo. Es handelt sich um kleine Gruppen innerhalb einer Gemeinde, die sich in den Häusern der jeweiligen Familien versammeln, um zum Beispiel aus der Bibel zu lesen, zu beten oder Wortgottesdienst zu feiern.

Family Life macht diese Arbeit unter verschiedenen Aspekten. Themen sind zum Beispiel die natürliche Familienplanung, Ehevorbereitung, Erziehungsberatung, Kommunikationstraining und insbesondere auch die Ausbildung und Erziehung von Jugendlichen im Sinne einer "Pro-Life"-Education. Ein sehr wichtiger Teil ist die Aufklärung und Unterstützung von HIV/Aids Erkrankten und Alleinerziehenden, da diese sich oft eher aus den Gemeinden zurückziehen und so noch weniger Chancen haben ein normales Leben zu führen. Hier versucht Family Life die Betroffenen zu stärken, sie wieder in die Gemeinde und die Gesellschaft zu integrieren und zurück in die Selbstständigkeit und ein angemessenes Leben zu führen. Bei HIV/Aids Erkrankten ist die Reduktion von Stigmatisierung und Diskriminierung ein wichtiges Ziel von Family Life.
Baumdiagramm, auf dem die verschiedenen Programme von Family Life dargestellt sind.
Zum Abschluss gibt es nun erstmal leckere Kekse und Kaffee. Danach geht es gleich weiter mit den Mitarbeitern von Justice and Peace, die im selben Gebäude untergebracht sind.


Stopp 3: Justice and Peace Commission

Justice and Peace besteht aus ausgebildeten Juristen und Sozialarbeitern. Die Organisation beschäftigt sich mit der Aufklärung und Lösung von Konflikten, mit Gender Issues und Human Rights. Dabei gehen die Mitarbeiter direkt in die "Fields", wenn Beschwerdeschreiben eintreffen und versuchen vor Ort Kompromisse und Lösungen mit den Betroffenen zu finden. Hierbei haben die Mitarbeiter die Aufgabe von Mediatoren. Justice and Peace arbeitet aber auch an konkreten Gesetzesentwürfen und versucht diese schrittweise erst auf Bezirks und dann auf Provinz und Staats Ebene durchzusetzen. 2005 ist es zum Beispiel gelungen ein Gesetz gegen Menschenhandel zu erlassen. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin das demokratische Bewusstsein der Bevölkerung zu wecken, um eine höhere Wahlbeteiligung und somit auch demokratischere Verhältnisse zu schaffen.

Raquel arbeitet im Moment für Justice and Peace. Sie übersetzt ein wenig für uns und erklärt die häufigsten Konfliktsituationen. Eine Rolle spielt dabei immer die Spannung zwischen den traditionellen Riten und Regeln und den staatsrechtlichen Vorgaben. So zum Beispiel in Eherechtlichen Fragen. Viele Paare sind - vor allem in den Dörfern - nur traiditionell verheiratet, allerdings nicht staatsrechtlich als Ehepaar eingetragen. Es gibt daher auch meist keine Eheurkunde. Stirbt der Mann jedoch, hat die verwitwete Frau ohne Eheurkunde keine Möglichkeit den Bestand der Ehe und somit auch ihr Erbrecht zu beweisen. In vielen Fällen nimmt die Familie des Mannes ihr dann den ihr eigentlich zustehenden Besitz weg. Die Frau hat ohne Eheurkunde keine Möglichkeit diesen Besitz einzufordern. Justice and Peace unternimmt hier z.B. Aufklärungsprojekte in Dörfern, um Paare aufzuklären und zu animieren sich auch zivilrechtlich als Ehepaar anzumelden.

Oft entstehen auch Konflikte zwischen den "Farmern", die also Felder beackern und bebauen, und "Gracern", die Vieh züchten und vom Verkauf der Fleisches leben. Die "Gracer" brauchen Land um ihr Vieh zu weiden, während die "Farmer" natürlich kein Vieh auf "ihrem" Landbesitz dulden möchten. Schwierig wird es vor allem dann, wenn traditionelle Besitzrechte nicht staatlich festgesetzt und beweisbar sind ( es also keine Besitzurkunde gibt) und Streit darüber entbrennt wem nun ein Stück Land gehört.

Ein besonders wichtiges Anliegen von Justice and Peace ist die Stoppung des Menschenhandeln. Händler aus den größeren Städten (wie Yaounde und Douala) kommen in die Dörfer und bieten den Familien einen Deal an. Sie versprechen die schulische Ausbildung eines Kindes zu bezahlen, wenn dieses im Gegenzug ein Jahr in einer wohlhabenderen Familie arbeitet. Diese Versprechen werden jedoch nicht eingehalten, die Kinder von Familie zu Familie weitergegeben und teilweise misshandelt. Nach wenigen Wochen sind sie unauffindbar. Auch hier ist Aufklärungsarbeit an der Tagesordnung, aber auch intensive Fahndung nach solchen Händlern.

Justice and Peace beschäftigt sich mit sehr ernsten Themen. Für die einfachen Bürger ist es eine enorm wichtige Organisation, denn in Kumbo gibt es zwar ein funktionierendes Rechtssystem, die Einleitung und Durchführung eines Rechtsprozesses ist allerdings enorm kosten- und zeitaufwendig. Viele Konflikte müssen aber schnell gelöst werden, um eine Eskalation zu vermeiden. 

Wir sind alle sehr beeindruckt von der Arbeit, die diese beiden Organisationen leisten. Die Mitarbeiter sind mit sehr viel Herzblut und Engagement bei der Sache. Man kann spüren wie wichtig ihnen ihre Arbeit ist und wie viel Energie sie täglich in diese stecken. Zum Abschluss machen wir noch ein Foto. Dann geht es erstmal zum Mittagessen zurück ins Pastoral Centre.


Stopp 4: Markt in Tobin

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause fahren wir in den Stadtteil Tobin. Dort befindet sich der große Marktplatz. Auf dem Weg dorthin passiert jedoch etwas unerwartetes. Als wir Lara und Flora am Squares einsammeln wollen sehen wir am Straßenrand einen "Juju". "Jujus" sind traditionelle kamerunische Geistwesen. Es gibt sie in verschiedenen Stämmen, sie haben verschiedene Namen und sehen unterschiedlich aus. Außerdem gibt es gute und böse "Jujus". Unser "Juju" heißt "Mabu" und ist zwar nicht böse, allerdings muss auch ihm Respekt gezollt werden. Wer das nicht tut, bekommt von einem seiner Vorgänger mit einem Zweig einen Schlag auf den Kopf, damit er sich hinkniet. Lara erklärt, dass es sich bei den "Jujus" auch um Mitglieder verschiedener Geheimorganisationen handelt, in die man nur von Internen hineinberufen werden kann. Wer sich unter den Masken verbirgt kann ein Außenstehender nicht wissen.






Heute ist zwar kein Markttag, aber wir haben uns vorgenommen Stoffe zu kaufen, da wir uns alle verschiedene Kleidungsstücke schneidern lassen möchten. Damit wir nicht als riesen Gruppe von "Weißen" (oder in Lamnso = "kimban") auffallen wie ein bunter Hund, teilen wir uns ein wenig auf. Hannah, Klara und Ich laufen mit Maximilian und Flora. Flora, die im Jugendzentrum im Dekorationsdepartment arbeitet, haben wir am Tag vorher bei unserer Wanderung zum Wasserfall kennengelernt. Sie ist unglaublich herzlich und fürsorglich und führt uns erst einmal über den Gemüsemarkt. Hier gibt es alle möglichen Gemüsesorten, Kräuter, Gewürze, Samenkörner und vieles mehr. Obwohl wir nur noch eine kleine Gruppe sind, werden wir von allen Seiten angestarrt. Eine Frau spricht mich an, ich solle doch etwas von ihr kaufen, um sie zu unterstützen. Auch wenn das einiges der wenigen Erlebnisse dieser Art auf unserer Reise war, bleibt es mir doch in Erinnerung. Das Bild vom Weißen Mann mit viel Geld ist in den Köpfen vieler Menschen eingebrannt. Ich fühle mich zwar nicht unwohl, aber alleine würde ich doch nicht gerne über den Markt laufen wollen. Wer hier als Weißer ein Jahr verbringt, so wie zum Beispiel Raquel, muss Sprüche und Anreden wie "Kimban" verkraften und sich an das Gefühl gewöhnen ein Außenseiter in dieser Gegend zu sein, in der es keinen Tourismus gibt und viele Vorurteile und falsche Vorstellungen gegenüber Weißen und den Europäischen bzw. westlichen Ländern.


Dann geht es endlich zu den Stoffläden. Ich bin überwältigt von der Vielfalt und den bunten Farbkombinationen und Mustern. Eine Lektion lerne ich gleich. Ein Rapa (die Längeneinheit für Stoff in Kamerun) entspricht zwei Yard und darf je nach Qualität zwischen 1000 und 2000 France kosten. Außerdem sollte man jeden Stoff anfassen, um zu erkennen welche Qualität er hat, und im Licht betrachten, da es in den meisten Läden sehr dunkel ist und die Farben dort anders wirken. 

Im dritten Laden werde ich dann auch fündig. Ich kaufe drei Stoffe, aus denen ich mir von Fidelia, der Schneiderin im Youth Centre, Hosen machen lassen möchte. Etwas später finde ich einen weiteren Stoff, den die Verkäuferin allerdings nicht teilen möchte. 8000 France für vier Yard sind zwar in Ordnung, aber so viel brauche ich eigentlich nicht. Ich entscheide mich dagegen (zwei Tage später habe ich den Stoff dann doch gekauft). In einem anderen Laden finde ich noch ein kleines Stück Reststoff für 700Yard. Jetzt bin ich zufrieden mit meinem Einkauf. Ich freue mich schon darauf die Stoffe morgen bei Fidelia abzugeben.

 
Auf dem Weg zurück zum Treffpunkt führt Max uns noch durch die Fleischstraße. Hier wird alles vom Tier verwendet. An den Türen hängen ganze Rinderhäute am Schwanz aufgehängt, auf dem Boden stehen Köpfe und Füße, auf den Tischen liegen Fleisch, Innereien, Häute und alles was es eben so gibt. Der Anblick ist nur halb so schlimm wie der Geruch des Gemetzels. Sowas wie "Kühlkette" gibt es hier nicht. Morgens wird geschlachtet, am Tag verkauft und abends gegessen. Flora kauft eine Tüte mit Innereien. Die sind am günstigsten und werden von den meisten Menschen regelmäßig verzehrt (zum Beispiel gegrillt oder in der Suppe). Zurück am Treffpunkt schenkt Maximilian uns dann etwas, das eher nach unserem Geschmack ist - ein "Poffpoff". Das ist ein frittiertes Teigbällchen, das leicht süß schmeckt. Hat ein bisschen was von einem Kreppel. Als alle da sind geht es weiter. Im Bus vergleichen wir natürlich erstmal unsere Errungenschaften. Es scheint für alle eine erfolgeiche Shoppingtour gewesen zu sein.


Stopp 5: Besuch des Bürgermeisters

Jetzt fahren wir zum Council. Father Paul hat uns ein Treffen mit dem Bürgermeister von Kumbo organisiert. Er erklärt, dass dieser der Einzige sei, der der Oppositionspartei angehöre. Hierin zeige sich die demokratische Stärke Kumbos, die sich nicht durch Korruption und Drohungen verfälschen ließe. Die Demokratie Kameruns dagegen, soviel wissen wir alle schon, ist eher kritisch zu betrachten. Ob Präsident, der seit 38Jahren an der Macht ist, tatsächlich legal wiedergewählt würde, ist mehr als fraglich.

Der Bürgermeister empfängt uns in seinem Büro. Wir stellen uns vor, erzählen, dass es uns gut geht, was wir bereits erlebt und noch geplant haben. Zum Abschluss gibt es - natürlich - ein Gruppenfoto. Ich frage mich wie viele Kameruner bzw. Bürger von Kumbo jemals ihrem Bürgermeister die Hand gegeben und bei ihm im Büro gesessen haben.

Plötzlich fängt es an zu regnen. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich ist noch Trockenzeit. Auf den Wellblechdächern des Hauses hallen die Tropfen ziemlich laut wieder, aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Auf dem Weg nach draußen passiert dann noch ein kleines Missgeschick - beim Öffnen der Haustür löst sich die Klinke und fällt klirrend auf den Boden. Katharina ist schuld, sie hats kaputt gemacht. Und nach ihr nochmal Regina und dann Father Paul selbst. Der meint nur, dass die Klinke vorher schon kaputt gewesen wäre, steckt sie wieder an die Tür und wir gehen.


Stopp 6: Besuch Father Rolands

Der Tag hat ja noch ein paar Stunden deswegen fahren wir zu unserer sechsten Station an diesem Tag. Zum Pfarrhaus Tobins um den Pfarrer und Generalvikar Kumbos zu besuchen - Father Roland. Empfangen werden wir von einem (etwas) dicken, breit grinsenden und sehr sympathischen Mann, der eine Tunika trägt, auf der sein eigenes Bild abgedruckt ist. Er lädt uns ein und bei Getränken und Obst gibt es wieder eine Vorstellungsrunde und danach nette Gespräche, Witze und Fotos. Wir verbringen einen schönen Abend. 



Um 20:00 Uhr müssen wir uns dann aber doch loseisen. Wir sind schon viel zu spät zum Abendessen und ja eigentlich noch zum Interview verabredet. Diesen Termin sagen wir dann allerdings ab. Der Tag war unglaublich lang und wir sind alle müde. 

Wir haben so viele schöne und intensive Eindrücke gewonnen, unerwartete Begegnungen gehabt (wie zum Beispiel mit Vershi), festgestellt wie aktiv und engagiert die Christen der Diözese Kumbo in den verschiedenen Organisationen sind, erfolgreich eingekauft, sogar einen Juju gesehen und zumindest ein wenig ein Gefühl dafür bekommen, wie die Menschen in Kumbo ihren Alltag verbringen. Wo sie ihre Lebensmittel und Kleidung kaufen, wie sie Konflikte lösen können, welche Probleme sie haben. Natürlich sind zehn Tage viel zu kurz um tatsächlich die Lebenswirklichkeit der Kameruner zu erleben und wir sind ja auch erst bei Tag fünf. Aber dafür, dass wir erst bei Tag fünf sind, haben wir schon ziemlich viel gesehen und getan. Wahrscheinlich falle ich deswegen nach dem Abendessen und einem kleinen Absacker in der Bar des Pastoral Centers ins Bett wie ein Stein und schlafe durch bis zum nächsten Morgen.


In diesem Sinne: Gute Nacht und vielen Dank fürs Lesen!

Esther (aus St. Josef Bornheim in Frankfurt am Main)








 

Donnerstag, 20. März 2014

Dienstag der 11.03.2014, Bergfest.


 Dienstag der 11.03.2014, Bergfest.

 

Heute geht der Workshop im Youth Village Johannes Paul II los.

Bevor es an die Arbeit geht besuchen wir noch das High Court Bui Division, den Obersten Richter mit Sitz in Toben, einem Stadtteil von Kumbo. Sehr interessantes Meeting und es ist echt der Wahrsinn wenn wir in unserer Zeit hier alles besuchen und kennenlernen dürfen. Der Richter setzt für seine Gerichtsverhandlungen eine schöne Perücke auf, eben so wie in England.

Auf unserem Weg im Kleinbus begegnen uns sehr viele Ziegen an der Leine, die gehen doch nicht etwa Gassie oder ;). Nein es ist Ziegenmarkt in der Nähe vom Großen Markt, „Näh“, sehr süß.

 
Im Youth Village angekommen, bekommen wir erstmals eine Führung. Uns werden alle Departements vorgestellt. Es gibt ein Schneider- , ein Kunst- , ein Sport- , ein Deko- und ein Musik- Department, das Radio Evangelium vom Bistum Kumbo und Mister Pauls Office, in dem alles zusammenläuft, eine große Halle, die Küche und natürliche eine Kirche.

Nach dem Rundgang und vielen Menschen aus dem Youth Village „Hallo Sagen“ und „Händeschütteln“, geht es los mit dem Workshop. Wir sind so um die 20/25 junge Leute, Junge Erwachsene aus den verschiedensten Gemeinden der Diozöse Kumbo und natürlich die 10 kleinen Limburger ;).


Das Partnergebet bildet den Anfang unserer gemeinsamen Arbeit, dann geht es ans Kennenlernen mit einer Aufstellungs- Übung. „Wer hat die meisten Geschwister, wer ist wie alt und wer hat die kleinsten Füße….“

Und was soll unser Projektauftrag sein? Wir wollen gemeinsam einen Ort entstehen lassen an dem sich Jugendliche und junge Erwachsenen treffen können, gemeinsam Zeit zu verbringen und über die Bibel ins Gespräch zu kommen.

Das machen wir auch. Gemeinsames Bibelteilen in Kleingruppen. 1 Kor. 3, 9-17. „Wir sind die Bauleute unserer Kirche und Jesus ist unser Fundament“.

Außerdem sollen zwei Banner entstehen, eines bleibt in Kamerun in der Diozöse Kumbo und eines fliegt mit uns zurück nach Deutschland, ins Bistum Limburg.

 
Vor der Mittagpause wurde das Tailor Department dann erst mal von Hannah, Esther, Julia und mir in Beschlag genommen. Wir hatten einen Überfall auf die Schneiderin des Youth Village und ihre Schülerinen vor. Die Mission viel schöne Hosen aus dem tollen afrikanischen Stoff ;) und das alles bis Samstag.

 Mittagspause im Pastoral Center (PC), lecker, lecker ;).

 
 
 
 
Nach der Mittagspause geht es endlich los. Wir können es anpacken, doch dann regnet es einfach;(.

Die erste Frage von Father Paul „Können wir denn überhaupt arbeiten, wenn es regnet?“

Ja das können wir! Yannick unser Baumeister gibt uns eine Einführung in unsere Arbeit, Steine und Erde werden für das Fundament benötigt und von rechts nach links geschleppt.

Ich glaube wir waren eine richtige Attraktion für alle. Das wir so mit angepackt haben, wollten unsere kamerunischen Kollegen und die Nachbarn des Youth Village nicht glauben.
Unser Motto „If you dirty and you know it clapp your
hands ;).“
 
 

Ob wir das alles schaffen? Es liegt ganz schön viel Arbeit vor uns! Aber viel Hände packen mit an.

Nach einer „Kaffeepause“ mit Palmwein und Lollis geht es weiter.

 
Kurz vorm Feierabend wird noch ein Runde mit den Kindern gespielt, so süß. Lollis und Luftballons sind einfach eine gute Erfindung.

 


Ab nach Hause unter die Dusche und Abendessen, dann soll es zurück ins Radiostudio gehen, da werden wir live Gäste für die aktuelle Abendsendung sein.

Im Pastoral Center angekommen, ist die Dusche unser erstes Ziel. Nur irgendwie spielt das Wasser nicht mit. Duschen ohne Wasser finden die beiden Grazien die an meiner Tür klopfen auch nicht so toll;). Jetzt muss man die Zeit ohne Wasser irgendwie rum bekommen. Vielleicht mit dem einen oder andern Fotoshooting. Ich hab mir mal die Sonne als Model gesucht. Hier ist es so, dass die Sonne einfach verschwindet und es von jetzt auf gleich dunkel wird.

 

 

Immer noch kein Wasser da, dann erst mal etwas essen, nur der Strom macht es dem Wasser nach und denkt sich so ein Blind Dinner ist auch mal was nettes;). African Lifestyle.

Gut, dass das Pastoral Center einen Generator hat und dass wir nach dem Essen dann doch wieder Wasser zum duschen haben;).

Leider sind wir die Einzigen die Strom haben und somit fällt unser Radio Date leider wieder aus. Stattdessen spielen wir in der kleinen „PC Bar“ ne Runde Skipo. Bevor es ins Bett ging gab es noch eine Kurzaufführung des Schattenspiel Theaters ;). Nach der Vorstellung sind wir todmüde ins Bett.

Good night Africa, sleep well.

Ende des Bergfesttages.

LG Regine

Mittwoch, 12.03.14

Der siebte Tag in Kamerun bricht an, wie schnell die Zeit doch vergeht. Zur großen Freude von uns allen, gibt es heute wieder Pfannkuchen zum Frühstück. Die Köchinnen hier haben, glaube ich, auch schon festgestellt, dass diese unser absolutes Lieblingsfrühstück sind, denn es werden von Morgen zu Morgen mehr auf der Platte!
Gut gestärkt geht es für uns dann wieder los zum Youth Village zu unserem zweiten Workshoptag. Voll motiviert kommen wir an, aber müssen dort feststellen, dass die Arbeitsverteilung von gestern heute umgekehrt ist. Nachdem gestern, die kamerunischen Jugendlichen über unseren Arbeitseifer gestaunt haben, können wir heute ihnen beim Fertigstellen der Fundamente für unsere Rundkirche größtenteils leider nur zuschauen. 

Aber langweilig wird es uns trotzdem nicht. Ein Teil von uns beginnt mit der Planung für zwei Banner, die ein Zeichen für die Partnerschaft zwischen Limburg und Kumbo darstellen sollen. Wir überlegen, was auf dem Banner stehen soll und entscheiden uns am Ende für den Schriftzug "Together on our jouerney". Außerdem wird eine Skizze erstellt, anhand derer morgen die Banner gemalt werden können.

Nach dieser kreativen Phase, können wir uns voll und ganz auf die Betreuung von Floras zweijähriger Tochter Cindy konzentrieren, die die Aufmerksamkeit in vollen Zügen genießt, besonders da wir seeehr viele Lollis für sie haben. 



Außerdem erhalten wir von Flora eine Einführung in die kamerunische Küche. Wir dürfen bei der Zubereitung von Djama-Djama mithelfen. Dieses Gemüse gehört in Kamerun, neben Fufu, zu fast jedem Essen dazu. Dazu müsssen zuerst die Blätter der Huckleberry Pflanze gezupft werden, was ein bisschen an das Lesen von Feldsalat erinnert. Anschließend werden diese in der Küche, über den offenen Feuerherden gekocht.



Nach dem Mittagessen und kurzer Pause im Pastoral Center machen wir uns mit unserem Bus auf den Weg zum großen Markt. Die Herunterfahrt vom Bishops Hill durch die Schlaglöcher ist heute besonders hart und wir setzten ein paar Mal heftig auf...
Zum Markt werden wir von Flora, Ivoline, Lara und Raquel begleitet, so teilen wir uns wieder in Kleingruppen auf. Da heute Markttag ist, sind mehr Stände offen, wie am Montag. Wir beginnen mit der "Fleischabteilung", die für uns doch sehr gewöhnungsbedürftig ist, da sämtliche Teile der Tiere verkauft werden und auf offenen Tischen ohne Kühlung vor den Läden liegen. Der Geruch und die Ansammlung von Fliegen sind dementsprechend....Daher halten wir uns dort auch nicht lange auf und erkunden lieber den Obst und Gemüse Markt, shoppen Basttaschen, Ketten, Flip-Flops und natürlich Stoffe :-). 





Als wir uns auf den Rückweg machen wollen, erhalten wir von unserem Busfahrer Felix eine schlechte Nachricht. Unser Bus ist an der linken Hinterachse kaputt. Das war wohl ein Schlagloch auf der Herfahrt zu viel. Wir schaffen es mit dem Bus noch bis zum Platz vor der Kathedrale zu fahren. Ab dort müssen wir, nach einem kurzen Abstecher zum Fotografieren des Palastes des Fon, ins Taxi umsteigen um zum Pastoral Center zurückzukommen.




Vor dem Abendessen müssen Mareike und ich noch eine kleine Überraschung für unseren BDKJ-Präses vorbereiten. Auf dem Markt haben wir wunderschönen bdkj-grünen Nagellack erstanden, den wir an unseren Fußnägeln testen. Sollte demnächst unbedingt als neues Merchandisingprodunkt eingeführt werden :-)))


Laut Tagesplan haben wir nach dem Abendessen eigentlich noch einen Live-Auftritt in der Radiosendung von Flora (wurde von Montag auf Mittwoch verschoben). Aber während des Essens erhalten wir die Nachricht, dass dieser leider ausfallen muss. Da in der kompletten Stadt Stromausfall ist, außer bei uns im Pastoral Center, da dieses ein eigenes Aggregat besitzt, kann das Radio nicht senden. Aber wir sind ja flexibel und daher lassen wir den Tag mit einigen Runden Skippo-spielen, in der Bar des Pastoral Centers ausklingen.

(Katharina)